Wer sitzt eigentlich warum im Jugendhilfeausschuss?

Bericht aus der Jugendhilfeausschuss-Sitzung am 06.03.2023

Dietmar Schwalm DGB 3

In der ersten Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Jahr 2023 wurde an verschiedenen Stellen deutlich, dass es in diesem Fachausschuss eigentlich parteiübergreifend 3 Gruppen gibt, deren Mitglieder aus unterschiedlichen Gründen die Sitzung besuchen.

Da wäre zuerst einmal glücklicherweise die kleinste Gruppe der Menschen, die irgendwie geschickt werden, weil der Ausschuss aus Fraktions- bzw. Funktionsgründen von ihnen besetzt werden muss. Teilweise kommen diese gar nicht oder sitzen nur die Zeit ab.

Die positivste Gruppe ist aus meiner Sicht diejenige, deren Mitglieder ernsthaft bemüht sind, die Situation der jungen Menschen und deren Eltern im Kreisgebiet so gut wie möglich zu verbessern und auch die pädagogischen Richtlinien mit der Jugendamtsverwaltung weiterzuentwickeln.

Und dann wäre da noch eine Gruppe, für die aus meiner Sicht ein gesonderter Ausschuss gebildet werden sollte.  Das sind die Vertreter*innen der freien Träger der Jugendhilfe, die nur kommen, um etwas „vom Kuchen“ der Baumaßnahmen im pädagogischen Bereich mitzubekommen bzw. andere Träger diesbezüglich schlecht zu reden.

Ein Beispiel war in der Sitzung am 06.03.2023 die Situation der Neueinrichtung einer Kindertageseinrichtung in Marsberg.

Die Vertreter*innen dieser Gruppe verlassen danach oft schon die Sitzung, wenn die eigentlich wichtigen pädagogischen Themen besprochen werden.

Bei der Marsberger Kita-Situation musste ich zum wiederholten Mal darauf hinweisen, dass Investoren als Bauträger nur ein Interesse haben:

Soviel Geld wie möglich zu scheffeln!

Die Kinder und deren Eltern sind den Investoren anscheinend total egal!

Auf das Argument, dass die Wohlfahrtsverbände bzw. Kirchen die Gebäude nicht selbst finanzieren können, konnte ich nur antworten, dass es in den letzten Monaten so viele staatliche „Wumms“ für aus meiner Sicht auch unnötige Dinge gegeben hat und deswegen ein weiterer „Wumms“ für unsere Kinder auch finanzierbar wäre.

Aber ein Panzer scheint in unserer Gesellschaft zurzeit wichtiger zu sein als ein Kind ohne Betreuungsmöglichkeit!

Der Antrag meiner Fraktion, die Geschichte der Verschickungskinder im Kinderkurheim des Kreises auf Norderney aufzuarbeiten, wurde einstimmig auf den Weg gebracht. Hier soll erst einmal die das kreiseigenen Archiv tätig werden und im Herbst 2023 berichten. Dann soll endgültig entschieden werden, ob auch „Fachlichkeit“ von außen hinzugezogen wird (https://sdoffice.hochsauerlandkreis.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZTCa5opkstppsSkjUEow_7PjbcVwdrPTm-UCVq_ZFw0N/Vorlage_10-666.pdf).

Für das elektronischen Kita-Anmeldeverfahren ist ein Anbieter gefunden worden. Das Verfahren wird für das Kita-Jahr 2024 eingeführt. Ich habe in dem Zusammenhang nochmals darauf hingewiesen, den Menschen, die keine Möglichkeit zur elektronischen Anmeldung haben, niederschwellige Alternativen zu bieten.

Nachdenklich hat mich die Tatsache gemacht, dass der langjährige Anbieter von Inobhutnahme-Plätze, die Kinder- und Jugendhilfe Olsberg, ihren Vertag zum Jahresende gekündigt hat (https://sdoffice.hochsauerlandkreis.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZTEj6n9VDB2tZNJdI8oTRzAUcrPyV8x0yp0UqNNmFznD/Vorlage_10-647.pdf).

Eine Begründung hierfür sei die Tatsache, dass einzelne junge Menschen „zu schwierig“ geworden seien, um sie noch mit pädagogischen Mitteln zu erreichen. So müsse man im Einzelfall manchmal zusätzliches Sicherheitspersonal anfordern.

Ich sehe das als Sozialarbeiter, der selbst 40 Jahre in der kommunalen Jugendhilfe tätig war, etwas anders. Das Studium der Sozialarbeit hat sich aus meiner Sicht im Laufe der letzten Jahre so verändert, dass das zukünftige pädagogische Fachpersonal mehr in betriebswirtschaftlichen Fragen als in pädagogischen Fragen fit gemacht wird. „Schwierige“ Einzelfälle hat es aus meiner Sicht immer schon gegeben.

Als letztes wäre noch positiv zu berichten, dass die Besucher*innenzahlen in den offenen Jugendfreizeiteinrichtungen im Kreisgebiet wieder die Größenordnung wie vor der „Coronazeit“ erreicht haben. Dass in einigen Einrichtungen sogar höhere Zahlen zu verzeichnen waren, zeigt, dass es auch in diesem Bereich bei den jungen Menschen ein großer Nachholbedarf besteht (https://sdoffice.hochsauerlandkreis.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZeJeYg9TN0bXGUrlKb7jkMJF4vYpbJCUuJS3bMNS0Y3A/Vorlage_10-638.pdf).

Die restlichen Themen können wie immer der Niederschrift entnommen werden.

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Dietmar Schwalm, Kreistags- und JHA-Mitglied

Link zur Niederschrift