Wenn ein Sozialarbeiter die Waschmaschine des Kreisdirektors reparieren möchte!
Bericht aus der Jugendhilfeausschuss-Sitzung am 24.11.2022
In dieser Jugendhilfeausschuss-Sitzung sollte eigentlich der neue Haushalt für den Bereich des Jugendamtes im Vordergrund stehen (https://sdoffice.hochsauerlandkreis.de/tops/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZWmHsYJRmF29AIxiToPb4Xc), aber die prekäre Arbeitssituation der Schulbegleitungen und der Bedarf an Kitaplätzen nahmen den größten Zeitanteil der Sitzung ein.
Der Tagesordnungspunkt bezüglich der nicht zufriedenstellenden Situation der Schulbegleitungen wurde vorgezogen, weil der Kreisdirektor sich an der Diskussion beteiligen wollte.
Die SPD möchte diese Situation an den kreiseigenen Schulen durch die Einrichtung einer kreiseigenen Träger-Gesellschaft beenden. Schon in der letzten Kreistagssitzung habe ich der Fraktion die Frage gestellt, warum dieser Antrag so halbherzig gestellt wurde.
Als Partei, die in früheren Jahren auch schon mal den Mut hatte, zur Verhinderung von prekären Arbeitssituationen die Verstaatlichung zu fordern, hätte man auch bei der Lösung dieses Problems eindeutiger werden können.
Mit der SPD-Lösung kommt jetzt nur noch ein weiterer neuer Anbieter in den Vergabeprozess. Wenn man den Auftrag zur Übernahme bekommen will, dann muss auch die kreiseigene Träger-Gesellschaft den kleinsten Preis anbieten.
Und wie bekommt man den?
In dem man die Mitarbeitenden prekär beschäftigt. Auch hier würden dann nur Personal mit befristeten Verträgen und Mindestlohn beschäftigt werden.
Weil eine „Verstaatlichung“ durch eine Einstellung der Schulbegleitungen direkt beim Hochsauerlandkreis politisch bei den aktuellen Mehrheiten nicht umsetzbar ist, muss nach Konsenslösungen gesucht werden. Dafür habe ich mich während der Sitzung mehrmals eingesetzt, weil schnellstens etwas passieren muss und nicht monatelang nur über die Missstände diskutiert wird.
Eine Idee wäre, die Aufteilung aller „seriösen“ Anbieter der freien Träger der Jugendhilfe auf alle kreiseigenen Schulen oder die Gründung einer gemeinsamen Träger-Gesellschaft des Kreises mit den freien Trägern der Jugendhilfe.
In beiden Fällen können die Anstellungsbedingungen so arbeitnehmergerecht festgeschrieben werden, dass sich dadurch auch die Qualität der Arbeit verbessern würde.
Bei der Diskussion, ob man Fachkräfte für die Arbeit als Schulbegleitung braucht, sagte der Kreisdirektor, dass er viele „Nicht-Fachkräfte“ kennen würde, die auch gute Arbeit abliefern würden.
Ich habe ihm daraufhin angeboten, dass er mich als Sozialarbeiter anrufen solle, wenn er irgendetwas technisches bei sich im Hause zu reparieren hätte. Ich könnte das auch irgendwie schaffen!
Natürlich haben wir im pädagogischen Bereich einen besonders hohen Fachkräftemangel, aber der Einsatz von „Nicht-Fachkräften“ kann nur befristet eine Überganglösung sein.
Das war übrigens dann auch der Übergang zum Thema „Kindergartenbedarfsplanung“.
Hier kann aktuell der Bedarf nicht nur doch fehlende Gebäude nicht gedeckt werden, sondern auch durch das fehlende Personal. Aber hier sind die vorgenannten „Ersatzlösungen“ durch „Nicht-Fachkräfte“ nicht erlaubt.
Und dann wurde der Mitarbeiter der Verwaltung, der für die Kitaplanung verantwortlich ist, bei meiner Frage zum vieldiskutierten Investorenmodell etwas kleinlaut.
Er musste zugeben, dass man z.Z. keine neuen Investoren findet, weil die Baukosten derzeit so hoch sind, dass es sich für diese rentiert. Nur wenn der Hochsauerlandkreis die Mietzahlungen erhöht, wären sie bereit zu investieren.
Also auch hier in der Kinder- und Jugendhilfe gilt anscheinend der Satz: Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren!
In Brilon hat der Investor für den Kita-Neubau bis jetzt noch nicht nachverhandelt, in Marsberg aber wird es wegen des Absprungs des Investors ein neue Interessenabfrage geben.
Deswegen wird von mir weiterhin gefordert, dass im Notfall im Interesse der betroffenen Kinder und Eltern auch mal der Hochsauerlandkreis selbst bauen muss.
Interessant war anschließend bei der Diskussion über die Veränderungen durch die erneute Reform des Vormundschaftsrechts, dass sich fast alle Anwesenden einig waren, dass man die geforderten ehrenamtlichen Vormünder sehr schwer finden wird. Dafür sind bei den betroffenen Kinder- und Jugendlichen die Problematiken so schwierig, dieses in ehrenamtliche Hände zu geben.
Bei Erziehungsproblematiken, die unsere Gesellschaft oft selbst verursacht, muss man auch bereit sein, diese mit hoher Fachlichkeit zu begleiten, damit die betroffenen Menschen schnell dort wieder herausfinden.
Die restlichen Themen können wie immer der Niederschrift entnommen werden.
Für Ideen und Kritik kann am sich gerne über
Dietmar Schwalm, Kreistags- und JHA-Mitglied